Ich bin kürzlich unter einem meiner Videos gefragt worden:

„Sag mal, Silke, gibt es eigentlich Studien darüber, dass vegane Ernährung Brustkrebs positiv beeinflusst?“

Leider musste ich darauf mit nein antworten, da keine Ethikkommission eine Studie gestatten würde, in der NICHT die bisher evidenzbasiert beste Therapie, um das Leben der Patientin zu retten, gewählt wird (Chemo/Bestrahlung/OP) sondern irgendetwas Willkürliches, dessen Heilwirkung nicht bewiesen ist. Hier geht es ja um Leben und Tod! Dasselbe gilt für Studien an werdenden Müttern mit Einfluss auf das ungeborene Leben. Man opfert kein Leben im Dienste der Wissenschaft. Das ist ethisch nicht vertretbar.

Studien, wie sie hier gewünscht wären, gibt es maximal als Case Studien, wenn sich ein Patient z.B. weigert, die Therapie der Schulmedizin anzuwenden, sich aber mit der alternativ gewählten Therapie in die Hände von Ärzten begibt. So gibt es eine Case Studie (1), bei der ein Patient mit Rektumkrebs die von den Ärzten vorgeschlagene OP verweigerte und bei dem anschließend eine 6-wöchige Bestrahlung erfolgte und der dann einer ketogenen Ernährung folgte: Sein Tumor wuchs dann nicht wieder, sondern schrumpfte sogar! Als er diese Ernährungsform dann aber nach ca. 5 Monaten nicht mehr durchhalten konnte, so heißt es, und der Tumor wieder wuchs, wurde er dann doch operiert und der Tumor chirurgisch entfernt. 

Diese Studie wird übrigens immer wieder gerne von Keto-Anhängern als Gegenargument gegen den wahrhaft riesigen Evidenzberg der WHO, welche verarbeitetes Fleisch als krebserregend und rotes Fleisch als wahrscheinlich krebserregend einstuft, zitiert. Wachstumsfördernde Faktoren sind häufig andere als Faktoren, die zur Entartung der Zelle führt. Fleisch kann zur Entartung beitragen und damit zur eigentlichen Krebsentstehung.

Ein weiterer Fall einer solchen Studie ist eine Patientin, die im True North in Santa Rosa in Behandlung war. Sie wurde dort bezüglich ihres follikulären Lymphoms, einem Lymphdrüsenkrebs, der nicht sonderlich bösartig ist, aber gegen den die Schulmedizin außer Chemotherapie und Bestrahlung auch nicht viel anzubieten hat (wobei anzumerken ist, dass man mit der Behandlung hier viel länger warten kann als bei einem Rektumkrebs), behandelt. Das True North ließ diese Patientin (Wasser)-fasten (2) und setzte sie dann auf eine fettarme, vollwertige, pflanzliche Ernährung, bei welcher ihre Lymphknotenschwellung verschwand und sie asymptomatisch wurde.

Solche Studien gibt es wie gesagt also, aber es sind Einzelfälle und man kann die Resultate nicht auf alle Menschen, geschweige denn auf alle Krebsarten übertragen, was in der alternativen Gesundheitsszene leider viel zu häufig geschieht.

Was wir hingegen haben, sind Kohortenstudien, also Bevölkerungsstudien, bei denen das Leben der Patienten beobachtet wird, dh. ihr Ernährungsverhalten und ihre Lebensweise und bei denen man dann festhält, welche Krankheiten sich bei diesen entwickeln.

Kohortenstudien haben leider den Nachteil, dass auch viele Störgrößen auftreten und man weiß nicht sicher, ob hier eine Korrelation oder eine Kausalität gegeben ist, d.h. es könnte sein, dass, das, was man beobachtet hat, rein zufällig Auftritt. Daher sind auch solche Studien nicht optimal.

Am besten wäre in diesem Fall eine Studie in Form einer klinischen Studie, bei der mehrere hundert Frauen mit Brustkrebs randomisiert werden. Die eine Gruppe ernährt sich vegan (nach welchen Regeln auch immer) und die andere normal. Und dann wird beobachtet. 

Da sowas für die Frauen hingegen keinen Wert hat, verbietet ein Ethikrat sowas in jedem Fall. 

Was man hingegen machen könnte: Man bietet den beiden Frauengruppen eine herkömmliche schulmedizinische Krebstherapie an, um dann zu beobachten, ob die vegane Gruppe vielleicht bessere Überlebensraten hat. – Allerdings ist dabei natürlich die Chemotherapie als Einflussfaktor nicht außen vor. Tatsächlich gibt es Studien, bei denen vor einer Chemotherapie gefastet wird und daher weiß man, dass sie besser vertragen wird, wenn kurz vor der Behandlung gefastet wird. (3)

Kürzlich erschien dann aber ein Artikel im Ärzteblatt, welcher sich auf eine Kohortenstudie bezog, in welcher erhöhter Fleischkonsum mit erhöhtem Brustkrebsrisiko in Verbindung gebracht wurde. Diese Studie nennt sich die Sister Studie, bei der man die Schwestern von Brustkrebspatientinnen beobachtet hatte. Wie schon erwähnt, ist es bei Krebspatienten ethisch untersagt, sie einfach nur zu beobachten, bei gesunden Geschwistern hingegen MUSS man ja nicht eingreifen.

Hier geht man also davon aus, dass das Risiko an Brustkrebs zu erkranken bei Geschwistern sehr ähnlich ist, weil bei Brustkrebs häufig eine genetische Komponente vorhanden ist. Aus diesem Grund konnte man bevorzugt äußere Faktoren ins Auge fassen, wie zum Beispiel die Ernährung.

Hier deckten sich die Beobachtungen der WHO bezüglich Darmkrebs mit denen der Sister Studie bei Brustkrebs. Die Wahrscheinlichkeit für die Schwester ebenfalls an Brustkrebs zu erkranken, stieg bei vermehrtem Verzehr von rotem und verarbeitetem Fleisch, hingegen nicht beim Verzehr von Geflügel.

Das soll jetzt selbstredend nicht zum Verzehr von Geflügel einladen und es belegt auch überhaupt nicht, dass man mit veganer Ernährung definitiv keinen Brustkrebs bekommt. Es ist aber ein Hinweis, dass, wenn jemand familiär eine Veranlagung für Brustkrebs hat, er bzw. sie gut daran tut, kein rotes oder verarbeitetes Fleisch zu verzehren. Ebenso, wenn man bereits Brustkrebs hatte.

Das mag für den ein oder anderen unbefriedigend sein, wie für den Fragesteller aus dem ersten Absatz, aber es ist vielleicht ausreichend motivierend für die, die Brustkrebs fürchten, sich vom Fleischverzehr abzuwenden. Leider ist es nicht so einfach, Krebs mit veganer Ernährung zu heilen wie es bei Diabetes, Bluthochdruck oder Adipositas der Fall ist.

Aufgrund der epidemiologischen Lage und wenn ich solche Studien lese, bin ich froh, dass ich bereits seit 30 Jahren kein Fleisch mehr esse! Genau das würde ich auch jeder Frau raten, die Brustkrebs vermeiden möchte.

1.    Treatment of Rectal Cancer with the Paleolithic Ketogenic Diet: A 24-months Follow-up, Csaba Tóth, Zsófia Clemens , American Journal of Medical Case Reports. 2017, 5(8), 205-216. DOI: 10.12691/ajmcr-5-8-3, Published online: August 19, 2017

2.    Goldhamer AC, Klaper M, Foorohar A, et al, Water-only fasting and an exclusively plant foods diet in the management of stage IIIa, low-grade follicular lymphoma, Case Reports 2015; 2015:bcr2015211582.

3.    Bauersfeld SP, Kessler CS, Wischnewsky M, et al. The effects of short-term fasting on quality of life and tolerance to chemotherapy in patients with breast and ovarian cancer: a randomized cross-over pilot study. BMC Cancer. 2018;18(1):476. Published 2018 Apr 27. doi:10.1186/s12885-018-4353-