Dass langes Schlafen und die Anfälligkeit für Depressionen miteinander korrelieren, weiß man schon länger. Um rauszufinden, ob das lange Schlafen die Depressionen verursacht, oder die Depressionen dazu führen, dass der Betroffene länger schläft, war bisher jedoch unbekannt. So haben Wissenschaftler nun explizit bei Menschen geschaut, welche genetisch den Chronotyp des Langschläfers aufweisen (der übrigens ebenfalls mit Adipositas einher geht) und geschaut, ob diese vermehrt an Depressionen leiden. Das war der Fall. Unklar ist jedoch, ob vorsätzliches frühes Aufstehen, an den Konsequenzen dieser Gene etwas ändern kann.

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Transkript:

Hi und herzlich willkommen!

Heute mal zum Thema Depressionen, was wir hier verhältnismäßig selten haben. Und heute geht es um Depressionen und die Aufsteh-Zeit. Denn es haben auch früher schon in der Vergangenheit Studien gezeigt, dass Menschen, die ausschlafen eher Depressionen haben. Oder aber, dass sie ausschlafen, weil sie Depressionen haben. Man weiß es nicht.

Also man wusste es zumindest bisher nicht genau. Und jetzt hat man sich mal Gene angeschaut, denn was man ja auch schon wusste ist, dass es unterschiedliche Typen gibt: es gibt den Typen Frühaufsteher genetisch und den Typ Spätaufsteher genetisch. Und da hat man bei 500.000 Briten, die ihre Gene mal eingeschickt hatten, zu 23 and me. Das ist ein privates Unternehmen, wo man sein Erbgut bestimmen lassen kann. Also hier seit dem Human Genome Project kann man ja das komplette Erbgut entschlüsseln und aufgrund dessen haben sich Unternehmen gebildet, die das für einen tun. Was das für einen Zweck hat, weiß man nicht, aber es gibt es diese Unternehmen und 500.000 Briten haben offensichtlich dahin ihrer Gene eingeschickt. Und dann hat man sich diese Gene angeschaut, die Leute rausgepickt, die genetische Prädisposition dafür haben, Langschläfer zu sein und geguckt, wie das bei denen mit Depressionen aussieht. Denn so könne man ausschließen, dass nicht die Depression ursächlich sind für das lange Schlafen, sondern das lange Schlafen genetisch bedingt ist und dann zu Depressionen führt.

So, es stellte sich tatsächlich heraus, dass die Leute, die genetisch der späte Chronotyp sind, also Langschläfer sind, dass die vermehrt an Depressionen leiden.

Was diese Studie leider nicht herausfinden konnte, ist, ob man daran was ändern kann. Das ist irgendwie hier das Fatale. Dieses Gen, was übrigens für Langschläfertum verantwortlich ist, ist auch mit Adipositas, also Übergewicht, assoziiert. Und da kann man sich dann auch wieder fragen: „Okay, ist das lange Ausschlafen und der Kontrollverlust über Essen - ist das so ein Willenskraft-Disziplin-Ding irgendwie, was hier passiert?“ Andererseits ist natürlich der Schlafentzug auch eine Therapie bei Depressionen. Also da lässt man die Leute z. B. eine ganze Nacht wach sein - also mehr als 24 Stunden am Stück wach - und entzieht denen Schlaf und dann lindert das die Depressionsschwere oder macht sie komplett weg. Total verrückt! Wenn ich kurz vom Burnout und deprimiert bin - also ich bin ja nicht depressiv - aber ich habe keinen Bock mehr auf die Sachen, die mir normalerweise Spaß machen, weil ich überarbeitet bin. Das ist das, was bei mir passiert - dann brauche ich i. d. R. Schlaf. Ich kann mir nicht vorstellen, dass in so einer Situation mir an Schlafentzug helfen würde. Aber ich bin halt auch nicht klinisch depressiv. Ich bin höchstens depressiv verstimmt, dann vielleicht. Oder einfach überarbeitet oder im Burnout.

Naja, jetzt ist natürlich aber die Frage: „Kann man daran was ändern?“ Und ich frage mich hier irgendwie: das ist natürlich eine Frage von Struktur: man weiß, dass Menschen, die eine Struktur in ihr Leben bringen, die Disziplin in ihr Leben bringen, grundsätzlich auch zufriedener sind oder glücklicher sind sogar. Weil einem das Kreieren von Strukturen und auch das Einhalten von Strukturen, ich nehme an, eine Art von Selbstwirksamkeit gibt. Also, ich habe meine Tagesstruktur eingehalten und klopf mir abends auf die Schulter, weil ich weiß, okay, ich habe das geschafft, ich habe das gemacht, was ich machen wollte. Was mir z. B. momentan schwerer fällt, worunter ich auch sehr leide, weil nicht ich meine Tagesstruktur vorgebe, sondern meine Kleine, die Gott sei Dank gerade schläft auf dem Spielbogen und mir ein Gefühl von Selbstwirksamkeit gibt, indem ich es schaffe dieses Video zu drehen.

So, das und natürlich ist so eine Art von Ausschlafen oder sich-den-Wecker-nicht-stellen und sich daran nicht halten und auch seine gesunde Ernährung einzuhalten. Und dann vielleicht da auch ein Strukturmangel, der vielleicht auch irgendwo genetisch bedingt ist. Oder vielleicht auch nicht. Vielleicht ist das eine kognitive Geschichte und man kann daran was ändern. Und das weiß man eben nicht. Und da frage ich mich auch: „Okay, wenn wir Gene haben fürs lange Schlafen, Gene haben für Adipositas“. Es gibt ja auch noch die Epigenetik. Das ist etwas, was man beeinflussen kann mit seinen Gedanken, mit seiner Ernährung, mit Sport. Da setzten sich Methylgruppen - also ein chemisches Molekül - auf die DNA drauf, auf irgend ein relevantes Gen. Und das sorgt dann dafür, dass wenn die Transkriptase kommt - also das Enzym, was die Gene verdoppelt für eine andere Zelle - dass die Transkriptase das Gen nicht ablesen kann. Und dann hat es keine Relevanz mehr für die nächste Zelle. Weil es einfach nicht dupliziert wurde. Und so kann man mit epigenetischen Veränderungen - also Epigenetik heißt um die Gene, epiist immer drumherum - so kann man mit epigenetischen Veränderungen tatsächlich Einfluss auf seine Gene nehmen. Und das interessiert mich dann auch immer in Bezug darauf, dass ich ein Kind habe, welches nicht meine Gene hat, welches aber komplett aus meinem Fleisch und Blut und meiner Muttermilch kreiert wurde. Wie viel geht da wohl über, frage ich mich, von dem, was bei mir zwar nicht genetisch angelegt ist, aber was ich mir über Jahre erarbeitet habe - kognitiv und in Ernährungsdingen und diesen Sachen?

Naja, jedenfalls stellt sich dann jetzt vielen Leuten, die Depressionen haben, die Frage: „Kann ich daran irgendetwas verändern?“ Ich war früher auch mal Langschläfer, ich bin irgendwann im Laufe der Zeit mal Frühaufsteher geworden. Es kam, glaube ich, in erster Linie durch die Arbeit im Bioladen tatsächlich. Denn als Schauspielerin ist man kein Frühaufsteher; als Schauspielerin hat man abends Vorstellungen und geht danach ggf. noch was essen oder was trinken. Und dann hat man eine Mahlzeit um 22 Uhr abends. Und dann auch noch Alkohol und Nikotin und schläft dann am nächsten Tag aus. Es sei denn, man hat Proben, was man dann aber auch nicht immer hat, besonders dann nicht, wenn man Arbeit hat, keine Arbeit hat.

Naja, lange Rede, kurzer Sinn: man kann sich auf jeden Fall umgewöhnen. Ich habe keine Ahnung, was ich für ein Chronotyp bin, ob ich ein Langschläfer bin oder ein Frühaufsteher. Ich bin auf au jeden Fall wesentlich glücklicher, wenn ich ein Frühaufsteher bin. Bzw. wenn ich früh in den Tag komme, wenn ich dann die Sachen erledige habe, die ich erledigt haben möchte und solche Sachen. Und irgendwann hat sich das verselbstständigt. Wobei ich jetzt verhältnismäßig lang schlafe, nämlich bis sieben Uhr. Normalerweise schlafe ich bis fünf oder sechs. Kind-bedingt und Stillpausen-bedingt ist das jetzt eine Stunde mehr, die Stunde, die mir nachts durch das Stillen fehlt, nehme ich an.

Ja, also, wer Probleme mit Depressionen da draußen hat, das würde mich mal interessieren, wie ihr das handhabt. Seid ihr Langschläfer? Da kommt nämlich auch noch was anderes hinzu: gerade im Winter, wenn man Langschläfer ist, dann fehlt einem Sonnenlicht. Also, dann geht die Sonne, keine Ahnung, auf um sieben, man schläft aber bis zehn, drei Stunden Sonnenlicht weg. Und das schlägt sich auch auf die Psyche nieder, solche Sachen. Also die Frage „Kann man das verändern?“ Falls ja, lasst mich mal wissen, ob ihr Erfahrung damit habt. Was macht eure Psyche, wenn ihr Langschläfer seid und dann Frühaufsteher werdet? Ändert das irgendwas an der depressiven Situation? Gerne unten drunter schreiben.

Ich verlinke euch natürlich die Studie. ImJAMAist die übrigens erschienen, im Journal of the American Medical Association.Also auch wieder ein hoch dotiertes Medizinfachblatt. Könnt ihr selber nachlesen.

Das war´s.

Ich sage Ciao bis Mittwoch zu: „Was ich als stillende, vegane Ärztin an einem Tag esse.“

Ich bin gespannt, ich weiß auch noch nicht, was ich essen werde.

Bis dann!

Eure Silke