53% der Bevölkerung in Deutschland sind übergewichtig. Mir persönlich ist niemand bekannt, der übergewichtig ist und noch nicht versucht hat abzunehmen. Mir ist auch niemand bekannt, der übergewichtig ist und das gut findet: Ausnahmslos alle leiden darunter, sorgen sich um die Folgen, schämen sich für Ihren Körper, finden sich unattraktiv für das andere (oder gleiche) Geschlecht (je nach sexueller Orientierung) und fühlen sich gekränkt durch „fat-shaming“. Erinnerst du dich noch an „Die fette Elke“ von den Ärzten und „Dicke“ von Marius Müller-Westernhagen?

Umso schlimmer ist es, dass dieses Image der „Dicken“, Schwachen und Faulen nicht aus den Köpfen zu kriegen ist. Nicht aus denen der Gesellschaft, in der Normalgewichtige mittlerweile die Minderheit darstellen und auch nicht aus denen der Betroffenen. 

Dr. Joan Iffland ist Wissenschaftlerin und hat ebenfalls (wie Kathleen DesMaisons) über das Thema Addictive Nutrition promoviert und ist der Auffassung, dass das Konzept einer „Esssucht“ es deshalb noch nicht in die Klassifikation der DSM-5 geschafft hat (obwohl die Überlegung bestand und sie sich intensiv dafür eingesetzt hat), weil auch das Konzept „Sucht“ mit einem Stigma behaftet ist. Eine Sucht ist eine psychische Erkrankung und wenn wir Essen als Sucht offiziell klassifizieren würden, hätten wir in Deutschland 53% der Bevölkerung als psychisch krank eingestuft: Für das Gesundheitssystem untrag- und unbezahlbar. Und vielleicht ist auch der ein oder andere Betroffene lieber willensschwach und faul als süchtig. Die Rückfallquote von Alkoholikern liegt bei 95%, die von Übergewichtigen bei 99%. Nur 1% aller Abnehmwilligen schafft es, sein Gewicht auf lange Sicht zu reduzieren. Alkoholiker sind sich aber wenigstens bewusst, dass sie es mit einer Sucht aufnehmen – Übergewichtige nicht.

Dr. Nora Volkow war die erste Person, die Übergewichtige im Rahmen einer Studie in ein MRT-Gerät gelegt hat, um sich ihr Belohnungssystem anzuschauen, wenn es stimuliert wird. Diese MRT-Bilder verglich sie mit Bildern von Kokainabhängigen. Dazu zeigte sie Übergewichtigen Bilder von Essen und Kokainabhängigen Bilder von Kokain während sie ein Kontrastmittel gespritzt bekommen hatten, welches die Ausschüttung von Dopamin im Belohnungssystem sichtbar machte. Die Bilder zeigten sich wie folgt:

Auf diesen Bildern sieht man quasi wie gut das Belohnungssystem funktioniert. Im „normalen“ Probanden zeigt sich ein einwandfrei funktionierendes Belohnungssystem, bei Kokainabhängigen und Übergewichtigen war die Funktion eingeschränkt und zwar durch die Toleranzentwicklung gegenüber der Substanz. Sowohl Kokainabhängige als auch Übergewichtige benötigen mehr von der Substanz als ein „normales“ Individuum, um dieselbe Wirkung zu erfahren.

Leider hat das für beide Gruppen dann auch zur Folge, dass die natürlichen Belohnungsmechanismen aus dem richtigen Leben nicht mehr einwandfrei funktionieren und das hat im alltäglichen Leben gravierende Nachteile.

Während der „Normale“ motiviert und inspiriert ist, Dinge zu tun, an seiner Karriere zu arbeiten, sich einen Partner zu suchen und sich an einem Orgasmus erfreut, ist diese Belohnungsmöglichkeit für einen Übergewichtigen oder Kokainabhängigen wesentlich schwerer zu erreichen. Er konsumiert seine bevorzugte Belohnungssubstanz, um Motivation zu bekommen, diese gesellschaftlich erwünschten Dinge zu belohnenden Erfahrungen zu machen. Im Alltag sieht das so aus, dass man sich, weil man keine Motivation hat, arbeiten zu gehen, zunächst mit Kaffee belohnt, welcher die Dopaminausschüttung steigert und dann im Laufe des Tages nur mit Stimulanzien durch den Arbeitsalltag kommt. 

Das Belohnungssystem reguliert die Anzahl seiner Synapsen runter, wenn es immer stimuliert wird. Dies ist die sogenannte Neuroadaption, welche er vornimmt, um die betroffene Zelle vor einer Überstimulation zu schützen. Das bedeutet aber auch im Gegenzug, dass es neu adaptiert, wenn man die Substanz über einen längeren Zeitraum weglässt. Zunächst geht das jedoch mit schlechten Gefühlen und Lustlosigkeit einher und diese Phase ist nur schwer zu überstehen.

In Entzugskliniken wird in dieser Phase darauf gesetzt, dass Personen, die den Entzug erfolgreich durchgezogen haben, den Betroffenen davon berichten, dass die Lustlosigkeit und das freudlose Leben nicht für immer andauern werden, sondern dass es nach wenigen Wochen wieder möglich sein wird, auch ohne Alkohol Freude zu empfinden. Für Esssüchtige gibt es diese Unterstützung nicht, weil Essen als Sucht nicht anerkannt ist. In Kanada arbeitet Dr. Vera Tarman in einer Entzugsklinik auch mit Esssüchtigen. Ihre Erfahrungen schildert sie in ihrem Buch Food Junkies. Vera Tarman ist meines Wissens die erste schulmedizinisch ausgebildete Ärztin, die dieses Thema in einem Buch aufgegriffen hat.

Und was hier für Dopamin gilt, gilt ebenfalls für alle anderen Neurotransmitter, die das Belohnungssystem aktivieren: Endorphine, Endocannabinoide, Serotonin und GABA.

Das bedeutet in der Folge: Solange ein Esssüchtiger seine Ernährung nicht umstellt, d.h. seine Drogennahrung komplett oder weitestgehend aus seiner Nahrungsauswahl streicht und gleichzeitig seine Nahrung in der Form verbessert, dass das Belohnungssystem mit ausreichend gleichmäßigen Neurotransmittern versorgt wird, hat er keine Chance sich aus zwanghaftem Essen zu befreien. Das erfordert eine Umstellung auf eine Ernährung, die fettarm ist, viele vollwertige Kohlenhydrate enthält und gleichzeitig ausreichend Eiweiß, um die Ausgangsstoffe für Serotonin und Dopamin, welche aus Aminosäuren gebildet werden, zur Verfügung zu haben.

Und im Zuge dessen fordert es am besten auch noch die Unterstützung durch Gleichgesinnte, die ihm – wie beim Alkoholentzug – sagen, dass das Leben nicht ewig so trostlos bleiben wird, wie es sich in den ersten Tagen oder vielleicht auch Wochen anfühlen wird.

Und da kommt die Raus-aus-der-Lustfalle Challenge ins Spiel. Sie gewährleistet die entsprechende Ernährungsumstellung und Gleichgesinnte, die diese Ernährungsumstellung bereits durchgezogen haben und darüber berichteten.

Der nächste Launch der Challenge startet am 5. August. Die Kurstüren sind dann für eine Woche geöffnet und die Challenge selbst beginnt am 24. August. Wenn du Süßigkeiten auch mehr liebst, als dir lieb ist. Wenn du dir fest vornimmst, nur eine Rippe von der Tafel Schokolade zu essen, aber dann doch die ganze Tafel vertilgst. Wenn du nicht an einer Bäckerei vorbei gehen kannst, ohne dir ein Teilchen, eine Nussecke oder eine Laugenbrezel zu holen. Wenn du glaubst, dass du verrückt bist, weil du dein Essverhalten nicht mit dem Verstand in den Griff kriegen kannst, dann ist die Raus-aus-der-Lustfalle Challenge vielleicht genau das Richtige für dich. Denn du bist nicht verrückt. Dein Belohnungssystem ist nur überstimuliert und das kann man rückgängig machen! – Sei dabei!

Quelle:
Volkow, Nora D., Wang, Gene-Jack, Fowler, Joanna S., Telang, Frank – Overlapping neuronal circuits in addiction and obesity: evidence of systems pathology363Phil. Trans. R. Soc. B http://doi.org/10.1098/rstb.2008.0107

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