Ist Typ-2-Diabetes überhaupt heilbar?

Ich habe das Wochenende in einer Facebookgruppe für Typ-2-Diabetiker verbracht, um rauszufinden was deren Sorgen und Nöte sind und wo ich sie, auf dem Weg zur Heilung abholen muss. Ich habe ebenfalls meine Expertise angeboten, wenn die Gruppenmitglieder Fragen hatten und tatsächlich kam mehr als einmal die Frage auf:

„Ist Typ 2 Diabetes überhaupt heilbar?“

Wir wissen, dass es eine genetische Veranlagung gibt, einen Typ-2-Diabetes zu entwickeln. Diese Veranlagung haben vor allem die Leute, deren Vorfahren erst später in der Industrialisierung, mit hochgradig verarbeiteter Nahrung in Kontakt kamen. Das hat für den Betroffenen heute zur Folge, dass er nicht so viel Süßkram, Fett und Industrieprodukte essen kann wie andere Leute und seine Zellen schneller insulinresistent werden. Sprich: Er einen Diabetes entwickelt.

Diese Veranlagung ist natürlich mit rein gar nichts weg zu bekommen. Aber eine Veranlagung ist ja auch keine „Krankheit“.

Molekularbiologen definieren einen Unterschied zwischen dem Genotyp und dem Phänotyp, was so viel bedeutet wie: Es gibt Gene, die sich faktisch nicht äußern.

Du hast vielleicht schon mal von dem Brustkrebs Gen BRCA gehört. Angelina Jolie hat dies und ihre Mutter starb an Brustkrebs. So machte dieses Gen Hollywood-Schlagzeilen. Das Gen steigert das Risiko Brustkrebs zu bekommen. – Es bedeutet aber nicht, dass jeder, der dieses Gen hat, definitiv Brustkrebs bekommt. Die Wahrscheinlichkeit die Krankheit zu bekommen ist größer, aber das Gen ist keine Garantie.

So habe ich einen Bekannten, gebürtig aus Texas stammend, dem Staat der USA mit den meisten Fettleibigen, dessen komplette Familie an Typ-2-Diabetes erkrankt ist. Dieser Bekannte hatte sein ganzes Leben so viel Angst davor ebenfalls Diabetes zu bekommen, dass er schon von klein auf, auf ungesunde, industrielle Nahrungsmittel, auf diabetogene Nahrungsmittel, verzichtet und bis heute, er ist Ende 50, hat er keinen Diabetes entwickelt.

Und so wie man Typ-2-Diabetes trotz Veranlagung gar nicht erst entwickeln muss, kann man ihn auch zurück entwickeln oder zum Verschwinden bringen. Typ-2-Diabetes ist eher zu vergleichen mit einer äthyltoxische Leberzirrhose, also eine Leberzirrhose durch zu viel Alkohol. So lange man weiterhin Alkohol und andere hepatotoxische Substanzen konsumiert, kann die Leber nicht heilen. Wenn man den Alkohol aber bleiben lässt, kann die Leber sich regenerieren. Jedenfalls dann, wenn die Zirrhose noch nicht zu weit fortgeschritten ist.

Dr. Neal Barnard hat in Studien sowohl gezeigt, dass die Insulinresistenz eines Typ-2-Diabetikers reversibel ist, als auch, dass die insulinproduzierenden B-Zellen der Bauchspeicheldrüse, sich wieder regenerieren können (1). Damit ist ein Typ-2-Diabetes grundsätzlich heilbar. Möglicherweise ist die Krankheit bei manchen Menschen zu weit fortgeschritten, das gebe ich zu. Aber Typ-2-Diabetes als „unheilbar“ zu bezeichnen, geht dann doch zu weit.

Die Veranlagung lässt sich nicht beseitigen, die Symptome aber sehr wohl. Sogar die Ursache. Und vor allem: Die Folgeerkrankungen! Daher lohnt es sich für jeden Typ-2-Diabetiker explizit an seiner Ernährung zu arbeiten. Egal, an welchem Punkt in seiner Krankheit er steht. Entweder alleine für sich, oder gerne auch mit meiner Hilfe.

Quellen:

  1. Kahleova H, Tura A, Hill M, Holubkov R, Barnard ND. A Plant-Based Dietary Intervention Improves Beta-Cell Function and Insulin Resistance in Overweight Adults: A 16-Week Randomized Clinical Trial. Nutrients. 2018;10(2):189. Published 2018 Feb 9. doi:10.3390/nu10020189

 

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